Dashcam, Sentry Mode – was ist das?

Die Fahrzeuge von Tesla verfügen über eine Reihe von Kameras, deren Daten insbesondere für das (teil-) autonome Fahren genutzt werden. Seit Einführung der Softwareversion 9.0 (Q4 2018) können die Videos auf einem sog. USB-Flash-Laufwerk abgelegt werden, soweit dieses bestimmte Voraussetzungen (siehe unten) erfüllt.

Für die Dashcam bzw. den Sentry Mode (Wächtermodus) werden die Front- und Heckkamera verwendet sowie die beiden nach hinten gerichteten Kameras an den vorderen Kotflügeln. Bei aktivierter Dashcam werden die vier Videos einzeln auf dem USB-Stick in spezifischen Verzeichnissen für die DashCam und den Sentry Mode  (siehe unten) abgelegt. Die DashCam speichert in der Regel die Videos der letzten 60 Minuten. Anschließend werden die Videos überschrieben.

Die DashCam Videos der letzten 10 Minuten können zum Schutz vor dem Überschreiben in ein weiteres, separates Verzeichnis verschoben werden. Dies kann durch Tippen auf das DashCam Symbol am Bildschirm oder durch das Hupen ausgelöst werden. Die Speicherung beim Hupen muss davor konfiguriert werden (siehe unten).

Ist der Sentry Mode / Wächtermodus aktiviert und der Wächter registriert ein Ereignis, dann werden ca. 8 Minuten vor dem Ereignis sowie die Videos für zwei weitere Minuten ab dem Ereignis abgespeichert.

ACHTUNG: Der Sentry Mode verbraucht, solange er aktiviert ist, ca. 300 W an Leistung.

Kameras am Fahrzeug

 

Quelle: https://pngimg.com/download/62113

USB-Flash-Laufwerk oder  ….

Als Speichermedium für die aufgezeichneten Videos kann ein Flashspeicher genutzt werden, der folgende Voraussetzungen erfüllt:

  • Anschluss per USB-A Stecker 🙂
  • USB 2.0 kompatibel
  • mindestens 32 GB
  • Formatierung als FAT32
  • dauerhafte Schreibgeschwindigkeit von mindestens 4 MB/s
  • Verzeichnis /TeslaCam angelegt

Im offiziellen Handbuch (Stand März 2020) bestätigt Tesla den nachfolgenden Speichermedium die Kompatibilität:

  • SanDisk Ultra Fit USB 3.1 Flash Drive
  • Samsund MUF-64AB/MT FIT Plus – 200MB/s USB 3.1 Flash Drive

Von den Mitgliedern des Forums tff-forum.de wurden folgende Speichermedien erfolgreich getestet:

  • Samsung MU-PA500B/EU Portable SSD T5 500 GB USB 3.1
  • SanDisk Extreme Portable SSD 500GB

Ich selbst verwendete nachfolgenden USB-Stick vor dem Umstieg auf teslaUSB. Dieser hat den Vorteil, dass er sowohl einen USB A als auch einen USB C Anschluss hat und so am PC und an mobilen Geräten gleichermaßen genutzt werden kann:

  • SanDisk Ultra Dual Drive Go USB Type-C 256 GB

Wichtig ist jeweils die Formatierung im Filesystemtyp FAT 32. Microsoft Windows kann Speichermedien mit diesem Filesystemtyp mit Boardmitteln jedoch nur bis max. 32 GB formatieren. Für größere Speichermedien wird zum Formatieren in FAT 32 eine Zusatzsoftware wie z.B. H2Format des heise Verlags benötigt.

Zum Betrachten und Auswerten der Videos muss der USB Stick oder die SSD Platte aus dem Fahrzeug entnommen und an einen PC, ein Tablet oder ein SmartPhone angeschlossen werden.

… oder ein Raspberry Pi mit teslaUSB

Als Alternative kann anstatt eines USB Sticks oder einer SSD Platte auch ein Raspberry Pi Zero oder ein Raspberry Pi 4 genutzt werden. Das github Projekt teslaUSB stellt hierzu Images für diese Raspberry Pi Typen zur Verfügung. TeslaUSB simuliert einen USB Stick, der vom Tesla als solcher auch erkannt wird. Verbunden mit z.B. dem heimischen WLAN beginnt der Raspberry die gespeicherten Videos an ein NAS oder an einen Cloudspeicher zu übertragen. Damit stehen die Videos jederzeit zur Verfügung, ohne dass der USB Stick jedes Mal aus dem Fahrzeug entnommen werden muss.

Gespeicherte Videos

Auf dem Flashspeicher muss ein Verzeichnis /TeslaCam (Achtung: exakt diese Schreibweise verwenden!) angelegt werden. Nach dem Anschließen an das Fahrzeug, erstellt dieses drei Unterverzeichnisse:

  • RecentClips
  • SavedClips
  • SentryClips

Die DashCam speichert im Unterordner RecentClips für jede der vier Kameras einzelne Videodateien mit einer Länge von je einer Minute. Die Dateinamen der Videodateien sind wie folgt aufgebaut:

JJJJ-MM-TT_HH-MI-SS-KAMERA.mp4

Die Videodateien werden im Unterordner RecentClips für 60 Minuten vorgehalten und dann gelöscht. Insgesamt befinden sich im Ordner RecentClips damit ca. 240 Videodateien mit einer Größe von je ca. 40 MB. Damit werden für die Videos der Dauerschleife ca. 4  GB Speicher benötigt.

Um eine Videosequenz dauerhaft zu speichern, kann das Symbol der DashCam am Bildschirm kurz angeklickt werden. In diesem Fall wird im Unterordner SavedClips ein neues Unterverzeichnis angelegt. Die Bezeichnung des Unterverzeichnisses ist wie folgt aufgebaut:

JJJJ-MM-TT_HH-MI-SS   (Beispiel: 2020-02-01_10-40-38)

In ein solches Verzeichnis werden dann die Videoclips aller vier Kameras der letzten 10 Minuten, also 10 x 4 Videodateien, verschoben. Im Verzeichnis RecentClips fehlen diese Videodateien damit. Das Speichern von Videos in SavedClips kann auch durch Hupen ausgelöst werden, falls dies unter Fahrzeug – Sicherheit entsprechend konfiguriert wurde. Auch dann werden die Videodateien der letzten 10 Minuten in das Verzeichnis SavedClips verschoben.

In das Verzeichnis SentryClips werden die Videos gespeichert, die bei Eintritt eines Ereignisses im Sentry Mode bzw. Wächtermodus aufgezeichnet werden. Tritt ein Ereignis ein, dann wird zunächst ein Unterordner nach den oben bereits genannten Namensregeln angelegt. Anschließend werden die Videodateien der 8 vorausgehenden Minuten, also 8 x 4 Videodateien, in das Unterverzeichnis in SentryClips verschoben. Ebenfalls in das Unterverzeichnis verschoben werden die Videofiles der Minute, in der das Ereignis auftrat, sowie die Dateien für die auf das Ereignis folgende Minute. Dies ergibt insgesamt wieder Videofiles für 10 Minuten von jeder der vier oben genannten Kameras.

Treten im Sentry Mode mehrfach hintereinander Ereignisse auf (Person streift um das Fahrzeug) oder wird mehrfach hintereinander gehupt oder wird mehrfach auf das DashCam Symbol geklickt, dann werden nur die Dateien aus dem Verzeichnis RecentClips in die Unterverzeichnisse von SavedClips oder SentryClips verschoben, die noch vorhanden sind.  Daher können derartige Unterverzeichnisse auch mal weniger als 40 Videodateien enthalten.

Erläuterung Abkürzungen:
JJJJ = Jahr
MM = Monat
TT = Tag
HH = Stunde
MI = Minute
SS = Sekunde
KAMERA = front, left-repeater, right-repeater, back

Verhalten bei nicht ausreichendem Speicherplatz

Falls der zur Verfügung stehende Speicherplatz auf dem Speichermedium nicht ausreicht, werden zunächst die ältesten Verzeichnisse im Ordner SentryClips gelöscht. Falls keine weiteren SentryClips mehr zum Löschen zur Verfügung stehen und reicht der Speicherplatz für das weitere Speichern von Videodateien dennoch nicht aus, dann speichert DashCam und SentryMode keine weiteren Videosequenzen mehr ab.

Die Aufzeichnungen beginnen erst dann wieder, wenn durch manuelles Bereinigen des Speicherrmediums außerhalb des Fahrzeugs bzw. durch Einstecken eines anderen Speichermediums wieder Speicherplatz zur Verfügung steht.

Auswerten der Videos

Grundsätzlich können die Videosequenzen natürlich mit jedem beliebigen Videoplayer, der mp4 Dateien abspielen kann, einzeln betrachtet werden. Da jedoch stets vier Videodateien die Geschehnisse einer Minuten rund um das Fahrzeug beinhalten, ist das gemeinsame Betrachten dieser vier Dateien sehr komfortabel und zielführender als die Einzelbetrachtung. Nachfolgend werden einige der verfügbaren Tesla DashCam Player vorgestellt.

 

Microsoft Windows

Für Windows können nachfolgende Viewer empfohlen werden:

  • TeslaCamViewerII
    kann zudem Speichermedien größer als 32 MB im Fileformat FAT32 formatieren

 

Mac OS

Für Apple Mac OS können nachfolgende Viewer empfohlen werden:

  •  

Android

Für Android können nachfolgende Viewer empfohlen werden:

iOS

Für Apple iOS können nachfolgende Viewer empfohlen werden:

  •  

Online

Für alle Plattformen können die nachfolgenden Online-Services verwendet werden :

TeslaUSB – beispielhafter Aufbau

 

TeslaUSB – Komponenten

Im folgenden werden geeignete Komponenten für TeslaUSB vorgestellt:

Raspberry Pi und Gehäuse

Für TeslaUSB kann entweder ein Raspberry Pi 4 oder ein Raspberry Pi Zero W verwendet werden. Der Pi Zero kann aufgrund der sehr großen Videodateien beim Sichern an seine Grenzen stoßen bzw. das Sichern wird mit einem Pi Zero länger dauern als mit einem Raspberry Pi 4. Dafür hat der Pi Zero den Vorteil, dass er erheblich weniger Strom verbraucht als ein Raspberry Pi 4 und insbesondere erheblich kleiner ist und daher besser in die Fahrzeugablage passt..

Vereinzelt werden auch Raspberry Pi Zero WH zum Kauf angeboten. Diese Variante unterscheidet sich vom Raspberry Pi Zero W nur dadurch, dass die Steckerleiste für die GPIO Ports bereits aufgelötet ist. Für teslaUSB ist die GPIO Steckerleiste in der Regel nicht notwendig, so dass die Variante W vorzuziehen ist.

Für den Raspberry Pi Zero gibt es ein Originalgehäuse, das für teslaUSB sehr gut geeignet ist. Für den Raspberry Pi 4 gibt es eine Reihe von Gehäusen, die die bei diesem Gerät entstehende Abwärme durch passive oder aktive Kühlung abführen.

Kabel

Als Kabel können normale USB Mini Kabel verwendet werden. Lediglich das Kabel vom Datenanschluss des Raspberry zum Fahrzeug sollte ein data-only Kabel sein, so dass es keinen Strom zum Raspberry abgibt. Vereinzelt können solche Kabel fertig gekauft werden. Ein normales Kabel kann aber durch einfaches Abkleben des 5 V Pins in ein data-only Kabel verwandelt werden (siehe Abbildung – Quelle: Folgerforum)

 

Powerbanks

Eine für TeslaUSB geeignete Powerbank muss die sog. Durchleitfähigkeit (passthrough charging) haben. Die Powerbank muss also gleichzeitig geladen werden können und auch selbst Strom abgeben können. Einige Powerbanks verhindern die Stromabgabe während sie geladen werden. Dies führt dazu, dass der Raspberry Pi während der Fahrt bei obigem Aufbau nicht mit Strom versorgt werden würde. Dadurch stünde dann die DashCam Funktion nicht zur Verfügung.

Zudem gibt es Powerbanks, die beim An- und/oder Abstecken der Powerbank an eine Stromquelle zum Aufladen, die Stromzufuhr am Ausgang der Powerbank kurz unterbrechen. Dies geschieht auch im Fahrzeug, wenn das Fahrzeug den USB-Port ab- oder zuschaltet. Dieses Verhalten ist nicht ideal, weil dadurch der Raspberry jeweils abstürzt und dann neu gestartet wird. Dies birgt die Gefahr, dass die Speicherkarte des Raspberry beschädigt wird. Die Funktion an sich (DashCam und Sichern der Videodateien) kann aber mit Hilfe einer solchen Powerbank grundsätzlich bereitgestellt werden. Diese Powerbanks werden daher nachfolgend als bedingt geeignet bezeichnet.

Ebenfalls als bedingt geeignet werden Powerbanks bezeichnet, die nach einem Ladevorgang nicht automatisch ohne manuelles Zutun wieder Strom abgeben.

geeignete Powerbanks

  • < selbst noch keine gefunden. Wer hat hier positive Erfahrungen? >

bedingt geeignete Powerbanks (Unterbrechnung Stromzufuhr zum Raspberry bzw. manuelles Einschalten nach Ladung)

  • RAVPower Powerbank  20100mAh Quick Charge 3.0
    ??
  • RAVPower Powerbank 10000mAh Quick Charge 3.0
    unterbricht Stromzufuhr beim Anstecken und Abstecken des Ladekabels
    nach dem Aufladen startet Stromzufuhr zum Pi nicht automatisch
  • AINOPE Power Bank, 5000mAh Slim
    unterbricht Stromzufuhr beim Ausstecken des Ladekabel. Beim Anstecken bleibt Stromzufuhr erhalten
    Allerdings startet die Powerbank nicht automatisch nach Ladestromverlust. Manuelle Aktion notwendig.

ungeeignetet Powerbanks (nicht durchleitfähig)

  • Anker Powerbank PowerCore 10000mAh

 

 

Raspberry Pi – USV Hat

Als weitere Alternative zu einer Powerbank kann ein USV Hat für den Raspberry Pi die Stromversorgung sicherstellen, auch wenn das Fahrzeug die Stromzufuhr zu den USB Anschlüssen unterbrochen hat.

Folgende Produkte sind erhältlich (Liste nicht vollständig):

  • StromPi
    kompatibel mit Raspberry Pi 4B
    kann auch über 12 V versorgt werden
  • S.USV
    kompatibel zum Raspberry Pi 4B
    kann auch über 12 V versorgt werden
  • Pi Juice Zero
    Kompatibel mit Raspberry Pi Zero